Wie steht es um die Digitalisierung des deutschen GesundheitssystemsWer das bisher wissen wollte, musste sich so einige Statistiken, Studien und Ergebnisse zusammensuchen, um ein halbwegs vollständiges Bild zu bekommen. Damit ist jetzt Schluss, denn seit kurzem gibt es den “TI-Atlas” der gematik.

Auf einen Blick: Im TI-Atlas der gematik finden Interessierte alle grundlegenden Informationen und Zahlen zur Telematikinfrastruktur.

Schon im Vorwort heißt es: “Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens schreitet mit großen Schritten voran.” Die etwa 20 nachfolgenden Seiten zeigen, was genau das heißt. Übersichtlich und einfach verständlich wird dargestellt, wie die Telematikinfrastruktur, und damit die Digitalisierung im Gesundheitsbereich aktuell aussieht - und in Zukunft aussehen soll. Dr. Markus Leyck Dieken, Geschäftsführer der gematik, erklärt dazu: „Mit unserer neuen Publikation geben wir interessante und wichtige Einblicke, wie es um die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland im Rahmen der Telematikinfrastruktur steht.” Repräsentativ befragt wurden mehrere Tausend Patient:innen, Apotheken, Krankenhäuser, (Zahn-)arztpraxen, psychotherapeutische Praxen und Krankenkassen.

Fünf Fakten aus dem neuen TI-Atlas

Ein Rückblick auf das Jahr 2021 zeigt, dass es vor allem bei der technischen Ausstattung viele Fortschritte gab. Das ist wichtig, denn nur mit den richtigen Geräten können die Anwendungen der TI sicher und zuverlässig genutzt werden. 

Digitale Anwendungen gehören zum Alltag

83% der Befragten sind neuen Technologien gegenüber positiv eingestellt, 66% würden ihre Gesundheitsdaten gerne (digital) selbst verwalten. Letzteres soll schon bald für jeden mit der TI möglich sein. Jede zweite Arztpraxis hat dafür bereits mindestens eine digitale TI-Anwendung bei sich installiert. Am häufigsten verwendet werden aktuell der elektronische Medikationsplan (eMP) und das Notfalldatenmanagement.

eHealth-Gesetz

Großes Vertrauen in die Sicherheit der eigenen Gesundheitsdaten

Besonders in der Pandemie hat sich gezeigt, dass Patient:innen großes Vertrauen in digitale Anwendungen haben und davon überzeugt sind, dass ihre sensiblen medizinischen Daten in der TI sicher aufgehoben sind. 66% der Versicherten haben keine Datenschutzbedenken. Größere Bedenken gibt es da eher auf medizinischer Seite: Bei (Zahn-)ärzten, Psychotherapeuten und Apothekern haben jeweils kaum über 50% Vertrauen in die Datensicherheit innerhalb der TI. Diese Bedenken müssen in 2022 weiter ausgeräumt werden.

Immer mehr Anschlüsse für Heilberufe

88+% aller Heilberufe, die bisher die TI nutzen können, sind an sie angeschlossen. Mit 97% Anschlussquote sind Zahnarztpraxen auf Platz 1, dicht gefolgt von Apotheken mit 96% Anschlussquote. “Voll TI-ready”, das heißt mit einem Heilberufsausweis ausgestattet und mit mindestens einer Anwendung vollumfänglich am Start, sind jedoch maximal ein Drittel aller Befragten. Schlusslicht bilden Krankenhäuser, bei denen nur 5% TI-ready sind. Auch hier gibt es Ausbaupotenzial.

Die ePA kommt

Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eine der bedeutsamsten TI-Anwendungen, denn sie soll in Zukunft das Schlüsselelement in der digitalen Gesundheitsversorgung sein. Zwar hat bereits jede dritte Arztpraxis die ePA installiert, die Nutzung liegt bei allen befragten Gruppen jedoch unter 5%.

Hier zeigt sich eine grundlegende Herausforderung, die im TI-Atlas sichtbar wird: Viele Anwendungen und Module sind bekannt (häufig mit einer Bekanntheit von über 90%), jedoch sind die technischen Module deutlich seltener bereits vorhanden und noch seltener werden die Anwendungen genutzt.

Bild: gematik GmbH

Große Erwartungen an den TI-Messenger

KIM, der E-Maildienst der TI, ist schon jetzt startklar und wurde bei Vielen als zentraler Vorteil der TI gesehen, denn mit ihm sollen Absprachen nicht nur sicherer werden, sondern vor allem auch schneller. Der TI-Messenger ist die nächste Entwicklungsstufe von KIM. Hier sollen Informationen direkt – ebenfalls verifiziert und sicher – über das Smartphone ausgetauscht werden. Besonders Krankenhäuser und Apotheken haben hier große Erwartungen und Hoffnungen. Es wird sich zeigen, wie diese Anwendung im Praxistest funktioniert und bewertet wird. 

Gerade auch für Heil- und Hilfsmittelerbringer:innen kann hier ein Schlüssel zu einer schnelleren, besseren und damit effizienteren Kommunikation liegen, um mehr Zeit bei den Patient:innen und weniger Zeit beim Postversand und hinter dem Faxgerät verbringen zu können.

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TI in Zahlen: Das geht noch besser

Der TI-Atlas zeigt auch, wo es noch Aufholbedarf gibt. Neben technischen und regulatorischen Fragen steht vor allem auch die Aufklärung der Patient:innen für 2022 weiter im Fokus. Nur ⅕ der Versicherten kennen die ePA ihrer Versicherung – das muss sich ändern. Die gematik hat sich daher verbesserte Informationen und eine gezieltere Aufklärung  vorgenommen.

Was ebenfalls noch fehlt: Die Einbindung von Heil- und Hilfsmittelerbringer:innen. Ihre Anschlussfristen liegen erst in der Zukunft, doch schon jetzt werden die ersten Weichen für eine erfolgreiche Anbindung an die TI gelegt. Physiotherapeut:innen können sich beispielsweise seit dem 1. Juli 2021 freiwillig an die TI anschließen. Auch ihre Perspektiven müssen gehört werden, um die TI für alle Nutzungsgruppen bestmöglich weiterzuentwickeln.

Die Zukunft der Telematikinfrastruktur

Besonders die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, wie schnell sich das deutsche Gesundheitswesen digitalisieren lässt. Der neue TI-Atlas soll diese Entwicklung begleiten und daher bewusst keine “Eintagsfliege” sein, sondern kontinuierlich Einblicke geben, wie es um die Telematikinfrastruktur und den Ausbau der digitalen Autobahn des Gesundheitswesens steht.

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